Reisebericht Londonfahrt vom 24.03. bis 28.03.2015
- Tag – Anreise
Wir starteten in Berlin-Schönefeld. Ganz früh, um 5.15Uhr waren alle 25 Schüler von den Eltern nach Schönefeld gebracht worden. In der Haupthalle verabschiedeten wir uns und auf ging es zum Gepäck-check-in. Alles unkompliziert und fix. Nun warteten wir auf die Anzeige, von welchem Gate der Flug nach London – Gatwick losgehen sollte. Die Zeit wurde für Toilettengänge, Getränkekauf und Imbiß genutzt. Dann ging es endlich los, für einige war es der erste Flug überhaupt. Mit mindestens 10 min Verspätung trafen dann auch Marcel und Nick zum boarding ein, weil sie unbedingt bei Burger King frühstücken mussten. Wie sich später noch herausstellen sollte, liebten es die Beiden, die Gruppe warten zu lassen und die Nerven der betreuenden Lehrer zu strapazieren.
Wir landeten pünktlich in Gatwick. Gepäck war vollständig und Toiletten nötig. Also los, erste kleine Wanderung zur coach station von National Express bei herrlichem Sonnenschein. Tobias wollte wohl vorher noch testen, ob es wirklich problematisch werden könnte, wenn ein herrenloses Gepäckstück am Flughafen liegen bleibt. Frau Boesa hat dies „leider“ verhindert und nahm den Rucksack vorsichtig mit. (sie wusste ja auch nicht wirklich, wem der dreckige Rucksack gehören könnte- einem Penner, einem Terroristen, oder wirklich einem deutschen Schüler ?)
National Express coach station war schnell gefunden, wir hatten noch gut Zeit bis um 9:30 a.m. der Bus kam. Geld wurde eingesammelt für die Busfahrt von und gleich auch nach Gatwick (die Tickets hatten wir bereits von Deutschland aus gekauft), £10 von jedem. Die Busfahrt dauerte ca. 90 min. durch den dichten Verkehrsdschungel Londons. Wir kamen 11.05 a.m. London Victoria coach station an. Nun, nachdem jeder sein Gepäck aus dem Bus erhalten hatte, suchten wir die Victoria Tube station, die uns nach Clapham South bringen sollte, wo sich unser Hotel befand. Einmal mussten wir umsteigen und endlich waren wir im Hotel Euro Lodge Clapham. Das Hotel ist südlich der Themse gelegen und man kann sagen, zentrumsnah. Gegenüber dem Hotel liegt ein großer Park, in dem ständig Sport treibende Londoner unterwegs sind.
Im Hotel selbst war man noch nicht empfangsbereit. Wir ließen unsere Koffer einschließen und machten uns auf einen ersten Erkundungsgang. Da wir alle ziemlich hungrig waren, war das Ziel eindeutig. Mit der Tube ging es nach Central London, London Bridge. Vorher mussten wir aber umsteigen. Dabei sind uns Marcel, Nick und Jeremy kurzzeitig abhanden gekommen, weil sie etwas hektisch in die falsche Bahn eingestiegen sind. Shock! Was tun? Carolin erinnerte an eine alte Grundschulregel zur Fahrt mit der S-Bahn. Wenn erkannt wird, dass man in der falschen Bahn sitzt, an der nächsten Haltestelle aussteigen und warten. Also fuhr Frau Boesa hinterher und siehe da, die drei Burschen freuten sich tatsächlich, sie zu sehen…
Rund um die London Bridge gibt unzählige kleine Bistros, snack points unterschiedlichster Nationalität. Wir ließen die Kinder allein suchen und verabredeten uns für eine Stunde später. Nadine und ich landeten bei einem humorvollen Inder und irgendwie freuten sich unsere Schüler etwas später, dass sie uns dort entdeckt hatten und füllten diesen kleinen Laden bis aufs letzte Eckchen. Aber sie mussten auch gleich ihre Englischkenntnisse anwenden und Pfundnoten testen. Tobias hatte Pech, jemand in seiner Familie hatte ihm ungültige Pfundnoten mitgegeben, die wir aber gemeinsam bei einer Bank umgehend tauschen konnten.
Wieder zurück zum Hotel, gespannt auf die Zimmer. Nachdem wir die winzigen Zimmer mit noch winzigeren Bädern besichtigt und bezogen hatten, trieb es uns noch einmal nach draußen in den Park und wir wollten in den weiter nördlich gelegenen Battersea Park laufen und unterwegs etwas zum Abendessen kaufen. Leider war das Wetter nicht trocken, unsere Beine und Augen müde. Wir durchstreiften den nahen Park und stöberten in einem Supermarkt nach Leckereien. Wir wollten eigentlich nichts mehr groß erkunden bei Dunkelheit und Nieselregen. Also nur noch: essen und schlafen
- Tag Mittwoch
Frühstück gab es im Schwesterhotel, nur 100m entfernt. Wir waren alle 27 zur verabredeten Zeit im Frühstücksraum, der sofort überfüllt war und das Servicepersonal gar nicht so schnell das georderte British Breakfast brutzeln konnte: Spiegelei, Bohnen, champignons, hash browns, bacon, sausage. Es war appetitlich angerichtet. Nicht jedem schmeckte alles auf dem Teller, aber es gab ausreichend Toast, croissants, bred, rolls, marmelade, butter, fruit, cereals, milk und andere warme Getränke. Also nichts zu meckern.
Auf dem Programm stand heute das Shakespeare Globe Theatre. Da wir noch 2 Stunden Zeit hatten, beschlossen wir, auch wegen des Regens, vorher noch in die nahe gelegene Tate Gallery zu gehen. Sicher ist nicht, ob alle auch die Schönheit des Hauses und der Ausstellungsstücke erkannten. Seit Mai 2000 hat auch London endlich sein lang vermisstes Museum für die Kunst der Moderne in einem alten Öl betriebenen Kraftwerk am südlichen Themseufer das seit 1962 aktiv war, dem aber in den Siebziger Jahren wegen mangelnder Umweltverträglichkeit der Saft abgedreht wurde. 30 Jahre später weiht die Queen das Gebäude zum zweiten Mal ein und nach Jahrzehnten des Stillstands brummt hier wieder ein Energiezentrum, ein Power-House der Kunst
Erbaut von Sir Giles Gilbert Scott (dem Erfinder der roten Telefonhäuschen). Der Industriebau bekam von den beiden Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron eine kosmetische Behandlung aus Glas und Metall. Drei Stockwerke sind der Kunst vorbehalten. Im Erdgeschoss findet man die größte Kunstbuchhandlung Londons . Nun richtig auf Kunst eingestimmt gingen wir zum Globe Theatre.
Bevor unsere Führung um 12.30a.m. begann, erzählte uns Josephine etwas über dieses bedeutende weltberühmte Theater. 1599 wurde das Theater erbaut und die Brüder Richard und Cuthbert Burbage wurden die Eigentümer. Auch Shakespeare der Hausdichter und weitere Schauspieler besaßen Anteile an diesem Theater (je 12,5%). 1613 brannte das Theater komplett nieder. Bis heute ist nicht jedes Detail des damaligen Aussehens bekannt. Als der amerikanische Schauspieler Sam Wanamaker 1949 nach London kam, wollte er das berühmte Globe Theater besichtigen und musste zu seinem Entsetzen feststellen, dass es nicht nur verschwunden war, sondern dass auch niemand genau wusste, wo es gestanden hatte. Lediglich eine verschmutzte Bronzeplatte an der Mauer einer Brauerei erinnerte daran. So beschloss er, die Rekonstruktion des berühmtesten Theaters Englands – vielleicht sogar der Welt – zu seinem Lebenswerk zu machen. 1997 wurde Shakespeare’s Globe schließlich eröffnet und führt seitdem in jedem Sommer mehrere Stücke des berühmten Dramatikers auf. Sam Wanamaker selbst hat die Eröffnung nicht mehr erlebt, er starb 1993 an Krebs.
Nachdem wir uns dann die umfangreiche Ausstellung angesehen hatten, kam der guide, der uns in schönstem Oxford English durch das Theater führte und uns erzählte, wo und warum die besten Plätze waren, wo man für schon £5,- eine Vorstellung besuchen konnte und dass die Verfremdungstheorie eigentlich von Shakespeare stammt und nicht von Bertolt Brecht, der in Deutschland als der Erfinder gilt. Wir erfuhren auch, dass nur aus Deutschland Theaterschaffende das Globe mit Spenden unterstützen, und wir natürlich mit unserem Eintrittsgeld von immerhin £ 8,- bzw. £13,50 auch. Im Shop des Theaters kauften wir dann erste Erinnerungen bzw. kleine Mitbringsel für zu Hause.
Weiter ging es bei Nieselregen entlang der Themse Richtung Osten über die Millenium Bridge, eine Fußgängerbrücke, die uns ans andere Ufer vor die St. Paul’s Cathedral führte. Theresa erzählte uns etwas über die Brücke, die kurz nach der Eröffnung anlässlich des Jahrtausendwechsels wieder geschlossen werden musste, weil sie zu sehr schwankte. Gina und Jasmina erzählten über die St. Paul’s Cathedral, deren Höhe man sich gut merken kann, denn für jeden Tag eines Jahres steht ein English foot. Die Kathedrale ist also umgerechnet 111m hoch, die Glocken der Kathedrale wiegen fast 3 t. Leider konnten wir wegen Bauarbeiten nicht hinein. Lady Diana und Prince Charles haben hier geheiratet.
Wir waren nun nicht mehr kunsthungrig aber dafür knurrten die Mägen. Aber in dieser Gegend war es einfach zu teuer, also fuhren wir Richtung Chinatown, Piccadilly, Leicester Square. Hier schien sich die ganze Welt zu treffen und vor allem die Jugend. In Gruppen, mindestens zu dritt, gingen wir auf Nahrungssuche, vorbei an vielen Menschentrauben, die Straßenkünstlern bei ihren akrobatischen Vorführungen begeistert zusahen. Mc Donalds war für viele das Ziel, andere gingen bis Chinatown, wir zwei Betreuer entspannten bei einem gemütlichen Mexikaner. Das war ein schöner Ausklang bevor es zurück nach Clapham ging.
- Tag Donnerstag
Heute war der Tower der Hauptprogrammpunkt. So richtig begeistert waren unsere Schüler noch nicht, es war nass und wir wollten wieder Eintrittsgeld. Wir schummelten ein wenig und sagten allen, dass heute keiner älter als 15 ist, so konnten wir für £9,- in die riesige Anlage rein. The Tower of London ist ein befestigter Gebäudekomplex entlang der Thamse am südöstlichen Ende der City of London. Die Ringburg mit zwei Festungsringen diente den englischen und britischen Königen unter anderem als Residenz, Waffenkammer, Werkstatt, Lager, Zoo, Garnison, Museum, Münzprägestätte, Gefängnis, Archiv und Hinrichtungsstätte. Seit 600 Jahren wird der Tower von Touristen besucht. Wir bestaunten im White Tower die beeindruckende königliche Waffensammlung, Die Kronjuwelen werden seit 1303, nachdem sie aus der Westminster Abbey gestohlen worden waren, im Jewel House im Tower aufbewahrt.
Eng mit dem Tourismus sind die Tower-Raben verbunden. Diese gehen der Legende nach viele Hundert Jahre zurück, lassen sich historisch jedoch erst nachweisen, als der Massentourismus im Tower begann. Die ersten gesicherten Quellen ihrer Existenz tauchen Ende des 19. Jahrhunderts auf. Seit 1944 lässt sich eine Legende nachweisen, nach der die Existenz der Raben seit Jahrhunderten mit dem Wohlergehen des britischen Königreichs zusammenhängt.
Nach so viel Geschichte sollten die kids nun endlich shoppen dürfen. Also, auf mit der Tube Richtung Oxford Road. Leider sind uns wieder zwei „Schlafmützen“ verloren gegangen in der U-Bahn. So mussten Frau Panek und Boesa warten, bis sie endlich auch in der Oxford Circus station eintrafen: Marcel und Nick! Da war dann nicht mehr viel mit Shoppen. Aber da uns der Magen schon in der Kniekehle hing, erholten wir uns ganz simple bei McDonalds, standen 30 min bei der Toilette an und schließlich gelang es uns wenigstens noch etwas guten Tee zu kaufen.
Am Abend sind wir noch einmal in die City of London gefahren, um das Lichtermeer rund um den Trafalgar Square, die White Hall runter bis zum Big Ben, Houses of Parliament, Westminster Bridge und am Ufer des London Eye entlang zurück über die Jubilee Bridge zu genießen. Hier schmiedeten wir Pläne für den nächsten Abend. Zurück ging es dieses Mal mit dem Bus durch das erleuchtete London bis nach Clapham. Bevor wir ins Hotel gingen gab es noch mal einen Stop bei Tesco, um Essen zu kaufen.
- Tag Freitag
Die Sonne schien! Ideal für unser Vorhaben den Hyde Park und Speaker’s Corner zu besuchen.
Vorher besuchten wir die älteste U-Bahn Station Londons King’s Cross mit dem Bahnsteig 9 ¾(Harry Potter). Jonas-Peter erzählte uns Interessantes über die Londoner Untergrundbahn, die den Spitznamen Tube -die Röhre- trägt. Das 400 Kilometer lange Streckennetz stammt großteils noch aus dem 19. Jahrhundert. Schon 1863 pendelten jeden Tag 30 000 Londoner unterirdisch zur Arbeit, nachdem der Herzog von Wellington zuvor vergeblich vor dem Bau der «Underground» gewarnt hatte: So könne die französische Armee eines Tages einen Überraschungsangriff von unten starten, befürchtete er. Heute wäre manch ein Londoner froh, wenn die Franzosen kommen würden. Denn die Pariser Metro kostet weniger als die Hälfte dessen, was man in London zahlt: für eine Kurzstrecke umgerechnet rund 4,50 Euro, für eine Monatskarte im direkten Innenstadtbereich ca. 110 Euro. Morgens und am frühen Abend sind die Züge so voll, dass man sich nur noch dann hineinquetschen kann, wenn man andere mit Gewalt weiter nach innen drängt. Umfallen kann zum Glück niemand, es gibt keinen Platz dafür. «Mind the doors» – «Achten Sie auf die Türen» -, sagt der Fahrer noch durch. Dann kann die Fahrt durch die ältesten U-Bahn-Schächte der Welt beginnen. Wir hatten off-peak Tickets, d. h. wir haben die Stoßzeiten somit gar nicht erst im Plan gehabt.
Wir fuhren mit der Victoria Line southbound bis zur Station Green Park. Von hier ging es mit ein paar kleinen Umwegen durch den wunderschönen Hyde Parks zur Speaker’s Corner. Es war ein langer Fußmarsch, aber es hat sich gelohnt. Es ist schon ein beeindruckender Park, überall blühte es schon frühlingsgemäß. Wir staunten über die den Eichhörnchen sehr ähnlichen, possierlichen Grauhörnchen, die Kamelien, die Jogger, die Familien, kleine Wasserfälle, den See zum Boot fahren oder Tretboot fahren. Speaker’s Corner war ein wenig enttäuschend, denn dort war einfach nichts los. Aber es gab eine Imbissbude für einen Snack oder /und ein Getränk. Und Bänke zum Ausruhen.
Anschließend ging es zurück am Buckingham Palace vorbei, wo wir wie viele andere Touristen die Brunnen bestiegen, belagerten, ausruhten und fotografierten.
Am Abend ging eine Truppe von uns auf eine Jack the Ripper Tour, die Frau Panek kurzfristig organisiert hatte, eine andere mit Frau Boesa zum Trafalgar Square und Big Ben und eine dritte blieb im Hotel und zockte(?). Die Gruppen in der Innenstadt trafen sich am London Dungeon. Ein paar Schüler wollten sich eine Gruseltour leisten, die anderen fuhren mit Frau Boesa ins Hotel zurück. Vorher natürlich noch zu Tesco. Und wen trafen wir dann überraschend auf dem Weg zum Hotel? Die Gruseltruppe mit Frau Panek. Die Dungeon show fing erst um 21.00 Uhr an. Schade, aber Geld gespart.
- Tag Sonnabend Abreise
Um 11Uhr mussten wir erst auschecken, so konnten wir gemütlich frühstücken, Koffer oder Taschen packen und ab ging es zur Tube in Richtung Victoria station. Doch plötzlich sorgte Nick für ein wenig Spannung. Er hat Ausweis mit Portemonaise im Hotel vergessen! Also, wieder einmal musste die Gruppe warten, bis Frau Boesa und Nick das Vergessene geholt hatten. Dann also verspätet weiter, aber wir erfuhren jetzt, dass die Victoria line nicht fährt, was Umwege bedeutete. So erreichten wir die coach station exakt 1 Minute vor Abfahrtszeit, der Busfahrer war schon nervös. Endlich am Flughafen angekommen, gaben wir gleich unser Gepäck auf und gingen durch den Zoll. Die Erwachsenen mussten erstmals durch ein Bioscan-Tor, bei der Abtastung der Kinder mussten wir Lehrer dabei stehen bleiben. Einige Träumer hatten total vergessen, dass Flüssigkeiten über 100ml im Handgepäck nicht erlaubt waren und mussten sich von Kosmetika und entsprechenden Mitbringseln für die Lieben zu Hause verabschieden. Auf dem Weg durch die teuren Flughafenshops ging es dann zum Boarding und das Flugzeug brachte uns sicher nach Berlin. Herzlich wurden die Kinder von den Eltern empfangen und sogar wir zwei Lehrer bekamen Blumen als Dankeschön, was wir total toll und aufmerksam fanden.
Es war eine schöne Reise. Wir sind nun gespannt auf die Reisetagebücher der Schüler.
Heidrun Boesa